50 shades of purer Enttäuschung


"Mr. Grey wird Sie nun Empfangen." - Bitte nicht! 




Ja, ich habe es getan! Ich habe einen Blick in Christian Grey's Spielzimmer geworfen und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo ich anfangen soll... . Denn der Film war tatsächlich so unglaublich schlecht, dass ich mittendrin kurzzeitig weggenickt bin. 

Ich möchte zunächst einmal kurz klar stellen, dass ich normalerweise zu der Sorte Mensch gehöre, der grundsätzlich das Buch bevorzugt und sich die Verfilmung sehr selten bis nie anschaut. 50 Shades of Grey hat mich allerdings, was die Thematik betrifft, überhaupt nicht angesprochen. Der Hauptgrund weshalb ich mir den Film angeschaut habe, waren meine beiden Ladies, mit denen ich nie genug Zeit verbringen kann. Es ging uns also nur darum, uns zu sehen und einen netten Abend miteinander zu verbringen. Denn hätten wir gewusst was auf uns zukommt, hätten wir uns sicherlich last minute für einen anderen Film entschieden. 

Ich muss sagen, dass ich viel gelacht habe, was ich höchstwahrscheinlich niemals vermutet hätte. 
Aber der Spaß ging schon an der Kinokasse los, denn das erste was einem dort ins Gesicht springt ist eine DIN A-4 Seite, mit der Erklärung, warum der Film 50 Shades of Grey FSK 16 habe und das weder betteln noch der altbekannte "Mutti-Zettel", noch ein schneller Anruf zu Hause bei den Eltern etwas daran ändern könne.

Kaum nahmen wir Platz, fing der Streifen auch schon an. So schnell die komplizierte Beziehung zwischen dem eiskaltem Christian Grey und der grauen Maus Anastasia Steele dann auch losging, so schnell nahm sie auch ein Ende. Klar, die Action, die von vornherein gehyped und versprochen wurde, wird einem auch geboten. Ich kann zwar nicht sagen inwiefern sie den Szenen aus den Romanen entspricht, aber ich kann jetzt zumindest einige Sex-Toys bei Namen nenne. 

Dennoch hat es nicht gereicht! Die Schauspielkünste der beiden Hauptdarsteller wirkten viel zu angespannt und viel zu künstlich, nahezu lächerlich. 
Die Dialoge, meiner Meinung nach, die reinste Katastrophe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass kein Mensch in einer gewöhnlichen Unterhaltung sein Gegenüber so oft bei Namen anspricht, wie die beiden es taten. 
Ein Beispiel: 

-"Christian, ich kann nicht!"
-"Anna, bitte, versuch es wenigstens. Nur für mich."
-"Christian, es geht nicht..."
-"Aber, Anna..."
-"Christian.."
-"Anna..."

Okay, diesen Dialog hat es so natürlich nicht wirklich gegeben, aber so in etwa hat es auf mich gewirkt. 

Der rote Faden hat meiner Meinung nach gefehlt. Wenn ich den Film in eine Kategorie einteilen müsste, dann würde ich sagen, "Softporno für gestandene Frauen". Ein Mix aus gefährlichem Erotik-Thriller für die Christians Greys, ein bisschen zärtliche Romantik für die Anastasia Steeles und eine Prise tollpatschiger Komödie für die, die keine Interesse daran haben, ihren Höhepunkt mit Schmerzen zu teilen. 

Dann gibt es da mich, die während der ganzen Vorstellung nichts besseres zu tun hatte, als den Kinosaal nach erstaunten, belustigten, erröteten, peinlich berührten und gespannten Mimiken zu durchkämmen. Dabei ist mir ein Zuschauer hinter mir besonders aufgefallen, und das positiv. Ein sympathischer Herr, der den Sex-Thriller anscheinend genauso wenig wie ich ernst genommen hat, aber es sich dennoch nicht hat nehmen lassen, die ein oder andere Szene zu kommentieren.
Das klang in etwa so: 
  • Christian Grey fragt Anastasia Steele, welcher Schriftsteller sie dazu bewegt hat, Literatur zu studieren. Bronte, Austen oder Hardy. Der Kommentar des Herrn aus der hinteren Reihe: "Astrid Lindgren." 
  • Am Morgen nach der ersten gemeinsamen Nacht ist Anastasia bereits vor Christian auf und damit beschäftigt, Pfannkuchen zum Frühstück zu machen. "Ich mache Pfannkuchen" sagt sie zu Mr. Grey, der kurze Zeit später nachkommt. Einige Szenen weiter, ganz unabhängig von dieser Szene, fragt Christian Grey seine Sex-Sklavin: "Was machst du morgen?". Die Antwort des Herrn aus der hinteren Reihe: "Pfannkuchen."
Einige Bücher sind einfach nicht für die Verfilmung gemacht. So auch das Buch von E.L. James, die mit ihren Romanen womöglich für viele Hausfrauen ein Tor der heimlichen Gelüste geöffnet, und somit das ewig totgeschwiegene Thema "Sex" in ihrer verruchten Art neu entfacht hat. Die Bücher tauchten urplötzlich, wie aus dem nichts, einer nach dem anderen auf und lösten einen riesen großen internationalen Hype aus. Die Shades of Grey Bücher konnten mit der Vampir-Liebe der Teenies verglichen werden, nur eben für große Mädchen, mit weniger Romantik. Aber sowie der ein oder andere Vampir-Film der Neuzeit in die Hose ging, erging es auch der Verfilmung der SM-Vorliebe, des emotional unerreichbaren Mr. Grey. 

Nichts desto trotz gibt es da tatsächlich einen weiteren, nennenswerten Punkt, der mir positiv auffiel und mich immer wieder aus dem Sekundenschlaf riss: Mr. Grey's Musikgeschmack! Ein dauernd laufender Mix aus klassischen Klängen von Frank Sinatra, über original britischem Rock der 70er, von The Rolling Stones, bis hinzu Beyonces high quality beats.

Dennoch reicht es noch lange nicht, das Geld für solch eine Fehlproduktion zu verschwenden. Ich habe ihn jetzt gesehen, könnte also mitreden, was ich mir aber natürlich nicht auch noch antun werde! Hiermit schieße ich den Abend mit Mr. Grey, samt allen Erinnerungen offiziell auf den Mond.

Ciao ciao, baby! 

-aybüüü












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